Luftfracht: Raten und Kapazitäten bleiben volatil

US-Zollpolitik macht Lieferketten extrem anfällig und erfordert Agilität.
15.07.2025

Kurzes Aufatmen beim Luftfracht-Team von a. hartrodt: „Dass die US-Regierung die Pause für zusätzliche Zölle auf EU-Waren bis zum 1. August 2025 verlängert hat, bedeutet kurzfristige Entspannung“, sagt Stefan Göstl, Airfreight Manager Germany bei a. hartrodt am Flughafen München. Beruhigt habe sich die Lage aber nicht: „Je näher der Termin rückt, desto mehr spitzt sich die Situation angesichts der neuestens angekündigten Zölle wieder zu.“ Der Zollstreit wirkt sich dem Experten zufolge sowohl auf Kapazitäten als auch Raten aus. Kunden rät er, rechtzeitig zu buchen und „die Expressvariante zu wählen“. Damit lassen sich „Offloads“ vermeiden, bei denen Sendungen auf einen späteren Flug umgebucht werden.

Steigende Nachfrage von Europa nach Lateinamerika

Göstl weist darauf hin, dass bei den momentan „extrem anfälligen“ Lieferketten „enorm viel Agilität gefordert“ sei. Das gelte für alle Trade Lanes in die USA – egal, ob aus Europa, Asien oder Südamerika. Nadine Wild, Manager Pricing & Procurement Airfreight bei a. hartrodt in Frankfurt, nimmt eine zunehmende Nachfrage nach Luftfrachten aus Europa nach Mexiko und Südamerika wahr, die sich in „längeren Transitzeiten und erhöhten Frachtraten“ widerspiegelt.

Stabiles Ratenniveau von Asien nach Europa 

Zwar rechnet Wild insgesamt mit weiter anziehenden Raten auf dem Europa-USA-Trade, aber bei Asien-Exporten nach Europa bleibe das Niveau konstant. Das hänge mit dem anhaltenden E-Commerce-Boom über asiatische Online-Plattformen zusammen. Als zusätzlichen Treiber sieht Göstl die wachsende Passagiernachfrage nach Flügen, was die Kapazitäten für Belly-Fracht erhöht. Nach Angaben des Dachverbandes der Fluggesellschaften, IATA, stieg der weltweite Passagierumsatz im Mai um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Gleichzeitig legte die Luftfracht-Nachfrage in Frachttonnenkilometern um 2,2 Prozent zu.

Für das angebrochene dritte Quartal 2025 gehen die Experten von a. hartrodt bei Rohstoffen, Mode und Konsumgütern vom stärksten Luftfracht-Wachstum aus. Unterdessen dürfte sich der rückläufige Trend bei Kraftfahrzeugen fortsetzen.